top of page
Suche
  • AutorenbildFlorinda

FREIE GEMEINSCHAFTSBANK

Aktualisiert: 13. Mai 2019

MERET OPPENHEIMERSTRASSE 10, 4053 BASEL




DIE BANK


Meine Aufmerksamkeit hat der Neubau der Freien Gemeinschaftsbank vor allem durch ihre unkonventionelle Fassadengestaltung gewonnen. Die speziellen Fensterformen lassen bereits erahnen, dass es sich dabei um ein anthroposophisches Gebäude handeln könnte.

Aber was hat eine anthroposophische Genossenschaftsbank mit Baubiologie zu tun? Das wusste ich auch nicht genau, dennoch hat mich die organische Architektur angesprochen und mein Interesse geweckt, mich genauer mit dem Gebäude auseinander zu setzten. Bei meinen online Recherchen bin ich auf verschiedene Zeitungsartikel und Medienmitteilungen gestossen, die meine Vermutungen, einen baubiologischen interes-santen Bau gefunden zu haben, bestätigten. Die Eröffnung der Bank im Sommer 2017 wurde zwar in den lokalen Zeitungen und anthroposophische Zeitschriften erwähnt, detaillierte Informationen zum Neubau liessen sich aber keine finden. Dies hat mich dazu veranlasst, das Architekturbüro Vischer, das mit der Ausführung des Baus beauftragt war, zu kontaktieren. Ich wurde an Herrn Alexander Höhne, der bei der Bank für die Haustechnik und Veranstaltungen verantwortlich ist, weitergeleitet. Herr Höhne wiederum hat mich gleich zu einem Gespräch und einer Führung durch das Gebäude eingeladen. Das Angebot habe ich natürlich dankend angenommen.


Die Freie Gemeinschaftsbank ist eine Genossenschaftsbank, die nicht gewinnorientiert arbeitet und auf Börsengeschäfte und Spekulation verzichtet. Stattdessen sollen, getreu dem Motto „unterwegs mit Menschen“, der Mensch mit seinen Anliegen im Mittelpunkt stehen.

Seit ihrer Gründung 1984 fliesst das Geld der Sparer und Anleger in die Realwirtschaft – Kreditprojekte, die sich für Mensch, Tier, Pflanzen und Erde einsetzten. Vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Medizin, Pädagogik und Heilpädagogik. Hypothekardarlehen und Baukredite werden für privates, selbstgenutztes Wohneigentum oder für Wohngenossenschaften vergeben. Angestrebt ist, die Wirkung des Geldes sozial, ökologisch und ethisch als Bank zu verantworten.

Die Freie Gemeinschaftsbank wurde als eine anthroposophisch orientierte Bank gegründet, wenn auch selbständig und ohne organisatorischen Bezug zu anthroposophischen Einrichtungen. Jeder ist willkommen, die Bank soll im Rahmen ihrer Wertebasis der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. In den aktuellen Statuten wird die Beziehung des Verwaltungsrates zur Anthroposophie wie folgt festgehalten: „Die Mitglieder des Verwaltungsrates berücksichtigen bei ihrer Tätigkeit die Anregungen Rudolf Steiners in Bezug auf die Dreigliederung des sozialen Organismus.“

In dem Konzept der Dreigliederung des sozialen Organismus und dem Motto der Bank habe ich parallelen zur Baubiologie entdeckt.



Die soziale Dreigliederung nach Rudolf Steiner beschreibt die Struktur der Gesellschaft: Sie ist gegliedert in Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben. Diese Dreigliederung wiederum basiert auf den Impulsen der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Durch das Nebeneinander- und Zusammenwirken der Glieder soll eine Einheit des Organismus entstehen. Das Drei-Dimensionen-Modell der nachhaltigen Entwicklung beruht auf der Vorstellung, dass nur durch die Gleichberechtigung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Zielen eine dauerhaft zukunftsfähige Entwicklung und Existenz möglich ist. Die Bank wie auch die Baubiologie setzen zusätzlich die Beziehung zum Individuum in den Mittelpunkt.


DER NEUBAU - ORGANISCHE ARCHITEKTUR UND GESUNDER INNENRAUM

Seit April 2017 steht an der Meret-Oppenheimer-Strasse 10 in Basel, nahe den Gleisen des Bahnhofs SBB, der Neubau der Freien Gemeinschaftsbank. Sie macht vor allem durch die, von Walter Känel entworfene, organische Architektur auf sich Aufmerksam. Im Gespräch mit Alexander Höhne, hat er die Gestaltung der Fassade als Versinnbildlichung der Banktätigkeit und als Wiederspiegelung der Dreigliederung des sozialen Organismus erklärt.


Die linke, eher statische Gebäudeseite symbolisiert das Geld der Anleger, das auf dem Konto liegt und daher „unbeweglich“ ist. Mit der geradlinigen Gestaltung steht diese Seite für das Bankwesen, die Anleger und das Rechtsleben. Auf dem Weg zu den Kreditnehmenden in die Realwirtschaft kommt es in den Fluss und „in Bewegung“ – ausgedrückt in der dynamischen rechten Gebäudeseite. Diese Fassadenhälfte mit den geschwungenen Fenstern wiederum steht für die Geschäftswelt, die Kreditnehmer und das Wirtschaftsleben. Der Dachstock der sich durch seine Holzbauweise und Metallfassade konstruktiv wie auch optisch abhebt, wirkt frei und verspielt. Die grossen Fensterfronten symbolisieren Weitsicht und Offenheit. Dieser Fassadenteil stellt die Freiheit, die Denker und das Geistesleben dar. Die äussere Hülle macht die Bank in der Welt sichtbar. Die Lage bei den Geleisen, die Basel respektive die Schweiz mit Europa verbindet hat Symbolcharakter.

Die Freie Gemeinschaftsbank hat den neuen Sitz nicht auf eigenem Land gebaut, sondern im Baurecht. Die Grundeigentümerin der Parzelle, die Stiftung für Nutzeigentum am Boden (NEB), hat sich zum Ziel gemacht, die Ressource Boden dauerhaft von den Spekulationen des Immobilienmarktes zu befreien. Die Stiftung möchte sozial sinnvolle und tragbare Nutzungen von Grund und Boden fördern. Die Parzelle teilt sich die Bank mit zwei Mehrfamilienhäusern der Stiftung.

Um mir einen ersten eigenen Eindruck des Gebäudes zu machen, bin ich zehn Minuten vor der verabredeten Zeit für die Gebäudeführung von Herrn Höhne vor Ort. Beim Betreten der Eingangshalle, fällt mir als erstes der holzige Geruch auf. Dieser kommt wohl von der grossen, geschnitzten Doppeltür zu meiner Linken. Später erfahre ich von Herrn Höhne, dass diese als „Kunst am Bau“ von der Stiftung Edith Maryon geschenkt wurde. Die Wände sind in einem hellen blau gestrichen, der Stäbchenparkett wirkt warm und es kommt viel Tageslicht rein, obwohl wir uns im Erdgeschoss befinden. Der Empfangstresen, die Wände zu den Besprechungszimmern, sogar die Pendelleuchten, alles ist asymmetrisch und geschwungen gestaltet. Es schaut anders aus, als man sich ein Bankfoyer vorstellt, aber es wirkt interessant und angenehm.

Herr Höhne empfängt mich freundlich und wir setzen uns in eines der Besprechungszimmer. Im Gespräch erfahre ich viel über die Ideologien der Bank und wie sich diese im Neubau wiederspiegeln. Was mich besonders interessiert, ist die Auswahl der Materialien und wieviel Aufmerksamkeit dem gesunden Innenraumklima geschenkt wurde. Es war schon vor Baubeginn klar, dass hier ein gesundes Gebäude für die darin arbeitenden Menschen erstellt werden soll.



Auch im Inneren wurde eine organische Architektur, also der Natur nachempfundene Formen, angestrebt. Die Räume leben von viel Tageslicht und von frei geführten Grundrissen. Beim Innenausbau wurden vorrangig lokale Naturmaterialien wie Stein und Holz verwendet, der Stein für die Bodenplatten beispielsweise stammt aus dem Tessin. Dem Beton wurde der Zusatzstoff Pneumatit beigemischt. Dieser wirkt sich positiv auf die bioenergetischen Eigenschaften des Betons aus und trägt somit zur Verbesserung des Raumklimas bei. Die Wände sind mit einem biologischen Mineralputz versehen und mit Erdfarben lasiert. Es wurde, bis auf das Erdgeschoss, bewusst auf eine kontrollierte Lüftung verzichtet. Bei der Verwendung von Funktechnologie wurde Zurückhaltung geübt und es wurde auf eine Minimierung von Elektrosmog geachtet, zum Beispiel mit dem Verzicht auf WLAN. Low-Tech statt High-Tech also. Die Bodenheizung wurde bewusst schneckenförmig verlegt, da dies zu einer gleichmässigeren Verteilung der Wärme führt und besser für die Durchblutung der Beine ist. Zusätzlich kamen für die Erstellung ausschliesslich Firmen aus der Region zum Zuge. Und auch nach der Vollendung des Baus wird durch einen nachhaltigen Gebäudeunterhalt, auf den ganzheitlichen Ansatz Wert gelegt.



DER NEUBAU - BEISPIELE FÜR EIN GESUNDES INNENRAUMKLIMA


Folgend möchte ich auf zwei Punkte genauer eingehen, die im Neubau wesentlich zu einem gesunden Innenraumklima beitragen:


Wandoberflächen

Wie bereits erwähnt sind die Wände mit einem biologischen Mineralputz versehen und wurden mit Erdfarben lasiert. Der Putz und die Farben sind auf Kalkbasis, dies hat gleich mehrere positive Eigenschaften für das Innenraumklima. Kalkputze können Gerüche absorbieren und Schadstoffe abbauen. Durch die hohe Kapillarität und einem starken Diffusionsdurchsatz können sie Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Durch ihre hohe Alkalität bieten Kalkputze Schimmelpilzen keinen Nährboden.

Für die Lasurmalerei wurden natürliche Farben, Erdfarben und Pigmente aus traditionellen Farbmühlen verwendet. Die Farbgestaltung wurde nach der Farbenlehre von Goethe ausgeführt, es dominieren sanfte Farben wie sonnengelb, apricot und hellblau. An einem Samstag konnten die Mitarbeitenden unter Anleitung mithelfen, die Wände zu lasieren. Die Möglichkeit der Partizipation der zukünftigen Nutzer des Gebäudes finde ich toll und hat sicherlich dazu beigetragen, einen Bezug oder gar eine Beziehung zum Gebäude herzustellen.


Pneumatit und Carbometum

Allen Betonbauteile des Neubaus wurde Pneumatit beigemischt. Bei Pneumatit und auch Carbometum handelt es sich um Zusatzstoffe für zementgebunde Baustoffe wie Beton oder Unterlagsböden, die zur Verbesserung von bioenergetischen Eigenschaften beitragen sollen. Viele Menschen spüren eine beeinträchtig-ende Wirkung von Beton. Dies kann sich in einem allgemeinen Unwohlsein oder aber in konkreten gesund-heitlichen Beschwerden mit ausgeprägten Symptomen äussern. In verschiedenen Versuchen konnten beiden Zusatzstoffen, eine positive Wirkung auf die Raum-Qualität nachgewiesen werden. Von den meisten Personen werden die Räume als weicher und wärmer wahrgenommen.

Eine Mitarbeiterin erzählt, dass sie seit dem Umzug ins neue Gebäude von ihren langjährigen Rückenschmerzen befreit ist. Die Linderung der Schmerzen führt sie auf die Wirkung des Zusatzstoffes zurück.



Ich bin begeistert davon, dass sich die Bank für ihren Neubau so intensiv mit baubiologischen Aspekten auseinander gesetzt hat. Auch wenn die Architektur, die Farbwahl und die Fensterformen des Gebäudes wohl Geschmackssache sind, beeindruckt mich wieviel Wert auf gesunde und natürliche Innenräume gelegt wurde.


Bilder via www.vischer.ch oder von mir.

128 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page